Gilles Marchand

Mein Leben als Zucchini – äh Zucchetti

In der grossen appetitlichen Film-Ratatouille dieses Jahres spielen Zucchetti eine ganz besondere Rolle. Der Film von Claude Barras «Ma vie de courgette», auf Deutsch «Mein Leben als Zucchini», dürfte nicht nur am Filmfestival Cannes einen starken Eindruck hinterlassen haben. Eine mitreissende Handlung (mit einem Drehbuch von Céline Sciamma nach dem Roman «Autobiographie d’une courgette» von Gilles Paris, erschienen bei Plon), die künstlerische Darbietung, Rhythmus und Poesie vereinigen sich zu einem beeindruckenden Gesamtwerk.

Grosses Presselob

Télérama schreibt zu «Ma vie de courgette»: «… [der Film bewegt sich] zwischen einer sehr eigenen Poesie eines Tim Burton und der gesellschaftlich-sozialen Kraft eines angehenden Ken Loach; er greift ans Herz und spendet Hoffnung». Le Temps geht noch einen Schritt weiter: «Die meisten Trickfilme versuchen, ihre jungen Zuschauer mit sinnlos schnellen Bildfolgen zu verdummen. Nicht so die Filmschaffenden von Courgette: Sie setzen auf Langsamkeit und weichen sogar von der Story kurz ab, um einen Vogel beim Nestbau zu zeigen. Die ‹zeitversetzte Wirklichkeit›, die sie inszenieren, lässt sich nur mit dem Herzen begreifen…».

Eine echte Schweizer Zucchini, also eigentlich eine Zucchetti

Regie Claude Barras, produziert von RITA, unterstützt von RTS: RTS schätzt sich glücklich, dass sie als eine der ersten an dieses Projekt glaubte und es seit 2006 förderte. Zehn Jahre später, nach neun Drehbuchversionen, zehn Monaten Dreharbeiten in Lyon, der Zusammenarbeit von rund 15 Zeichnern und zahlreichen Stimmen von Kindern und Jugendlichen aus Lausanne, konnte der Film vor einigen Tagen endlich in Cannes gezeigt werden. Er erhielt frenetischen Beifall. Der Erfolg war so gross, dass der Film in den Kommentaren kurzerhand für einen französischen Film erklärt wurde (!). Der Regisseur stammt jedoch aus dem Wallis. Unterstützt wurde er durch die Westschweizer Produktionsgesellschaft RITA, der ein grosses Lob gebührt, mit Blue Spirit Productions, Gébéka Films und KNM als Koproduzenten, ferner auch in Koproduktion mit Hélium Films, Radio Télévision Suisse (RTS), France 3 und Rhône Alpes Cinéma. Unter Beteiligung des Bundesamts für Kultur (EDI), von Cinéforom, der Loterie Romande, von Canal+, dem Centre National du Cinéma und Suissimage.

Ein Projekt mit zahlreichen Partnern, ohne die der Film nicht auf die Leinwand gekommen wäre. Nun sind Trickfilme ein schwieriges Genre. Die Projekte dauern und dauern, sie kosten Geld und lassen sich kaum auf ein bestimmtes Zielpublikum ausrichten: Ist dies nun ein Kinderfilm, ein Film für Erwachsene oder ein Film mit Breitenwirkung? Gewisse Produktionen erfuhren schmerzhafte Misserfolge, weil sie ihre Zielgruppe nicht bestimmen wollten oder konnten.

RTS steht hinter dem Animationsfilm

Seit dem Pacte de l‘audiovisuel von 2003, der die Zusammenarbeit zwischen der unabhängigen Schweizer Filmbranche und der SRG in einem Vertrag regelt, um den Schweizer Film zu fördern, sind für Animationsfilme eigene Budgets vorgesehen. So konnte RTS in dieser Zeit rund 70 kurze Animationsfilme fördern, wozu auch die viel beachtete Serie «Helveticus» zählt. «Ma vie de Courgette» ist der fünfte Film von Claude Barras und zugleich sein erster Spielfilm, der von RTS gefördert wurde, wie zuvor «Banquise» (2005), «Le Génie de la boîte de raviolis» (2006), «Au pays des têtes» (2009) und «Chambre 69» (2010).

Ob Zucchetti oder Zucchini, diesen Film sollte man mit der ganzen Familie geniessen, nach dem Kinostart oder sobald RTS ihn ausstrahlt. Sie müssen sich also noch etwas gedulden. Trotzdem wünsche ich Ihnen jetzt schon guten Appetit!

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