Push!
Vor Kurzem hat Reuters eine Studie zum Zugang zu Nachrichtenmeldungen durchgeführt.
Sie belegt, dass nach wie vor viel für das Fernsehen spricht: 78% der Deutschen nutzen den heimischen Fernsehbildschirm, um sich über die Nachrichten zu informieren. In Dänemark sind es 73% und in England 70%. Aber der Computerbildschirm steht dem Fernsehbildschirm bekanntlich in nichts nach: Er verzeichnet in Grossbritannien 72% der Zugriffe auf Nachrichtenmeldungen, in Deutschland 59% und 84% in Dänemark.
Diese Online-Offensive verdanken wir natürlich der rapide gestiegenen Popularität der mobilen Abfragen und der Zusatznutzung von sozialen Netzen als Informationsquelle. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass sich die Soziologen, welche sich mit dem Mediennutzungsverhalten befassen, zunehmend auf zwei gesellschaftliche Gruppen mit hoher Prognosekraft konzentrieren: Die Altersgruppe 55-65 und die Altersgruppe 18-25.
Suchen und Empfehlungen
Zwei Konzepte haben in dieser im Umbruch begriffenen Medienlandschaft eine zentrale Stellung inne: die Suche und die Empfehlungen. Wenn man sich heute – zumindest im Medienbereich – für zwei Favoriten entscheiden müsste, würden diese beiden mit Sicherheit am häufigsten gewählt werden. Es lohnt sich also, bei der Analyse des Zugangs zu Nachrichtenmeldungen bzw. des Zugriffs darauf ein wenig tiefer zu schürfen.
Drei Verhaltensweisen kristallisieren sich heraus:
– der direkte Zugriff über die von den Medien selbst betriebenen Plattformen
– der Zugriff im Rahmen einer (gezielten oder ungezielten) Suche
– der Zugriff im Zusammenhang mit einem sozialen Netz.
Die direkten Zugriffe schlagen in Dänemark mit 55% zu Buche, in Deutschland mit 27%, in England mit 47% und in den USA mit 35%.
Bei den Zugriffen über Suchmaschinen sind es 16% (DK), 37% (DE), 20% (UK) und 30% (USA).
Bei den Zugriffen über soziale Netze sind es 35% (DK), 21% (DE), 25% (UK) und 35% (USA).
Hier zeigt sich der Stellenwert dieser Kategorie sehr deutlich. Dieses Phänomen verfehlt seine Wirkung auf die Medien und insbesondere die öffentlichen Medien nicht. Sie tun sich schwer mit dem Gedanken, dass sie in naher Zukunft von Facebook, YouTube und anderen Whatsapp-artigen Instrumenten abhängen, die ihnen ihre Inhalte vorgeben.
Auf den sozialen Netzen informiert man sich per Push-Meldung!
Bei einer näheren Betrachtung der Gründe, welche die (jugendlichen) Nutzerinnen und Nutzer dazu bringen, sich über die sozialen Netze zu informieren, zeigt sich, dass sie erwartungsgemäss Wert darauf legen, Inhalte zu teilen und zu kommentieren (35% der Begründungen), dass die einfache und bequeme Nutzung eine grosse Rolle spielt (50%)… aber vor allem auch, dass die Push-Funktion sehr viel mit der Popularität (60%) dieses Zugriffswegs zu tun hat.
Die sozialen Netze fungieren als «Tor» zu den Nachrichten, da die Nachrichten sich hier rasch und deutlich ankündigen! Sie schaffen sich ihren Platz in einem von Praktiken und Präferenzen geprägten Universum. Immer wieder blitzt zwischen zwei Mitteilungen und drei Bildchen eine kleine Nachricht auf.
Das Risiko, die Nutzerinnen und Nutzer mit Meldungen zu überfüttern, lässt sich natürlich nicht ausschliessen. Bis zum Beweis des Gegenteils haben die sozialen Netze aber kein Monopol auf Push-Meldungen! Im gnadenlosen Kampf um die Aufmerksamkeit des Publikums dürfte diese Push-Funktion immer wichtiger werden. Wer «den Wecker» beherrscht, hat das Publikum auf seiner Seite!
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