Gilles Marchand

Ein neues Team an der Spitze der SRG

Jean-Michel Cina, Präsident der SRG, präsentierte den Medienschaffenden in Bern am 6. Oktober 2017 den neuen Generaldirektor des Medienunternehmens, Gilles Marchand. Marchand umriss die für seine Amtszeit geplanten Prioritäten, stellte seine neue stellvertretende Generaldirektorin Ladina Heimgartner vor und das neue Mitglied der Geschäftsleitung SRG, Bakel Walden, Direktor «Entwicklung und Angebot».

Gilles Marchand (54), neuer Generaldirektor der SRG, hat den Medien in Bern am 6. Oktober 2017 seine geplanten Prioritäten als neuer SRG-Generaldirektor präsentiert. Der vormalige Direktor von Radio Télévision Suisse (RTS) hat insbesondere seine Bereitschaft zu einem konstruktiven und offenen Dialog mit den weiteren Marktteilnehmern und mit dem Publikum unterstrichen und ist sich gleichzeitig der grossen Herausforderungen seiner neuen Funktion bewusst. Gilles Marchand: «Ich bin mir der Aufgaben, die uns in dieser Medienlandschaft im Umbruch bevorstehen, sehr bewusst. Ich werde alles daransetzen, sie gemeinsam mit allen Teams und in allen Regionen zu meistern. Zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen in den Regionen und in Bern werde ich mich für die Zukunft des medialen Service public voll engagieren, denn ich bin überzeugt von dessen Bedeutung für unser Land.»

Klare Prioritäten in einem herausfordernden Umfeld

Die SRG sei heute mit grossen Herausforderungen konfrontiert, erklärte Jean-Michel Cina, seit 1. Mai 2017 neuer Präsident der SRG. Beispielsweise die für die SRG 2018 bevorstehende, existentielle Abstimmung über die No-Billag-Initiative, die ausstehende Festlegung der neuen Gebührenhöhe durch den Bundesrat, die Übergangskonzession und das geplante neue elektronische Mediengesetz.

Gilles Marchand, seit 1. Oktober neuer Generaldirektor der SRG, umriss in der Folge die von ihm für die Amtszeit definierten Prioritäten wie folgt: weiterhin hervorragende Programme in allen vier Landessprachen bieten, die Unabhängigkeit und Professionalität der Redaktionen sichern, den digitalen Wandel innerhalb der SRG weiter vorantreiben, den Kontakt zum jungen Publikum halten und weiterhin in die Kultur investieren.

Fünf konkrete Kooperationsprojekte

Gilles Marchand betonte, dass die Situation für private Medienhäuser angesichts der rasend schnellen Digitalisierung schwierig geworden sei, insbesondere im Printbereich. Deshalb gelte es heute, die Zusammenarbeit zu fördern, namentlich mit fünf konkreten Kooperationsprojekten (weitere Details am Ende des Artikels).

1) Die SRG bietet privaten Medienhäusern per sofort und gratis Videobeiträge im Bereich News an (‹Free Shared Content›).
2) Interessierte Privatradios können die stündlichen SRG-Radionachrichten unkompliziert übernehmen. Eine entsprechende Vereinbarung mit UNIKOM, der Union nicht kommerzorientierter Lokalradios, wurde am 6. Oktober 2017 in Bern unterzeichnet.
3) Falls es ein Bedürfnis der Branche ist, ist die SRG bereit, ihre Technologie für den Betrieb eines White-Label-Players für Schweizer Akteure zur Verfügung zu stellen.
4) Die SRG fördert zusätzliche Kooperationen im Bereich Medien-Innovation mit interessierten Hochschulen, Universitäten und möglichst auch mit privaten Medienhäusern.
5) Die SRG wird sich im Bereich der Onlinemessung engagieren und zu einer Branchenlösung zwischen Verlegern, Radio- und TV-Anbietern beitragen.

 

 

Enge Zusammenarbeit von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung

Die Prioritäten des neuen Generaldirektors würden vom Verwaltungsrat geteilt, sagte der Präsident der SRG, Jean-Michel Cina vor den Medien in Bern. «Um seine Rolle als strategisches Führungsgremium des Unternehmens zu stärken und um die Geschäftsleitung optimal begleiten zu können, hat der Verwaltungsrat beschlossen, einen Ausschuss für die digitale Transformation der SRG zu bilden», so Jean-Michel Cina.

Jean-Michel Cina informierte die Medien weiter, dass die SRG per 1. Januar 2018 die Empfehlungen des Bundesrates zur Festlegung der Vergütungen von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung (Initiative Minder) umsetzen werde. Dies vorbehältlich der Zustimmung durch die Delegiertenversammlung am 24. November. «Wir möchten damit ein Zeichen setzen», so Cina. «Das bedeutet, dass die Gesamtvergütung des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung neu von der Delegiertenversammlung verabschiedet werden wird.»

Neue stellvertretende Generaldirektorin

Zur neuen stellvertretenden Generaldirektorin wird Ladina Heimgartner (37) berufen, seit zehn Jahren bei der SRG tätig und seit 2014 Direktorin von RTR, Radiotelevisiun Svizra Rumantscha. Heimgartner übernimmt auf Konzernebene neben der Stellvertretung des Generaldirektors die Verantwortung für den Themenbereich ‹Medien und Gesellschaft›. «Ladina Heimgartner ist eine geschätzte Kollegin in der Geschäftsleitung», so Gilles Marchand. «Ich freue mich, dass sie die Verantwortung für diesen wichtigen Themenbereich und das Projekt ‹Contribution to society›, dem kulturellen, medialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beitrag der SRG, übernehmen wird.»

Ladina Heimgartner: «Ich freue mich darauf, künftig noch stärker für die öffentlichen Medien in allen vier Sprachregionen einzutreten. Unser Ziel als SRG muss sein, den Auftrag, der uns die Gesellschaft anvertraut, so gut wie möglich zu erfüllen. Das bedeutet in der heutigen Zeit auch, dass wir offener und dynamischer werden, den Dialog mit der Gesellschaft verstärkt suchen und aufmerksam zuhören.»

Direktion «Entwicklung und Angebot» ab 2018

Die neu formierte Direktion ‹Entwicklung und Angebot› bündelt Themen des Kerngeschäfts innerhalb der Generaldirektion, wie Programmkoordination, digitale Transformation, Markt- und Publikumsforschung sowie internationaler Austausch. Die Leitung übernimmt Bakel Walden (42), seit 2012 Bereichsleiter Programmstrategie bei SRF. «Bakel Walden verfügt über einen breiten, insbesondere auch internationalen Leistungsausweis. Ich freue mich sehr, dass er zur Generaldirektion und zur Geschäftsleitung stösst», erklärte Gilles Marchand.

Bakel Walden zu seiner neuen Aufgabe: «Die SRG muss alle ansprechen, in allen Regionen und in allen Landessprachen – im Fernsehen, am Radio und auf den digitalen Plattformen. Ich werde alle Bestrebungen, die die SRG in diesem Bereich unternimmt, koordinieren und unterstützen. Ich freue mich sehr auf die spannende Aufgabe und die Zusammenarbeit mit Gilles Marchand und den Kolleginnen und Kollegen in den Regionen.»

 


Im Tagesgespräch auf Radio SRF 1 präzisiert Gilles Marchand seine Pläne für die SRG.

Gilles Marchand als Morgengast bei Radio SRF 1.

Gilles Marchand und Roger Köppel debattieren im Forum auf Radio La Première über die Zukunft der SRG.

 

 


Curriculum vitae Gilles Marchand

Gilles Marchand (55) war ab 2010 Direktor von «Radio Télévision Suisse», RTS. Davor war er 10 Jahre lang Direktor von «Télévision Suisse Romande», TSR, dem Westschweizer Fernsehen. Ausserdem war er Geschäftsleitungsmitglied der SRG und Stellvertreter des vormaligen SRG-Generaldirektors Roger de Weck. Marchand studierte Soziologie (M.A.) und war von 1988 bis 1990 für die «Tribune de Genève» tätig. Später wechselte er 1992 zu Ringier Romandie, wo er die Forschungs-, Marketing- und Kommunikationsabteilung leitete und 1998 Direktor von Ringier Romandie wurde. Von 1990 bis 2000 wirkte Gilles Marchand aktiv beim Weltverband der Zeitungen (World Association of Newspapers, WAN) in Paris mit und war für zahlreiche Ausbildungs- und Schulungsprogramme für unabhängige Zeitungsverlage in Afrika und Osteuropa zuständig. Seit vielen Jahren vertritt er die SRG bei der Europäischen Rundfunkunion EBU (European Broadcasting Union) sowie als Verwaltungsratsmitglied auch beim internationalen französischsprachigen Fernsehsender TV5Monde. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.


Curriculum vitae Ladina Heimgartner

Ladina Heimgartner (37) aus Scuol ist dieses Jahr genau 10 Jahre in der SRG. Zuvor war sie im Print tätig, als Leiterin der Kulturredaktion des «Bündner Tagblatt». In der SRG begann sie als Radioredaktorin bei RTR Radiotelevisiun Svizra Rumantscha. Es folgte die Leitung des Ressorts «Hintergrund» und die Ernennung zur stellvertretenden Chefredaktorin. Im Anschluss war sie einige Jahre in der Generaldirektion in Bern im Einsatz. Seit 2014 ist Ladina Heimgartner Direktorin von Radiotelevisiun Svizra Rumantscha und damit auch Mitglied der Geschäftsleitung SRG. Als solches war und ist sie unter anderem auch für die Betreuung des Themas «Service public» zuständig.


Curriculum vitae Bakel Walden

Bakel Walden (42) studierte er an den Universitäten Siegen (Deutschland) und Poitiers (Frankreich) Medienplanung, -entwicklung und -beratung (M.A.). Ab 2002 absolvierte er ein Volontariat als Unterhaltungsredaktor bei RTL in Köln. In seiner zehnjährigen Tätigkeit bei der RTL Group arbeitete er unter anderem im Strategieteam der Luxemburger Zentrale (2006-2008) und als Leiter Programmplanung und -entwicklung für die griechische Tochtergesellschaft Alpha TV (2009-2012). Seit Mai 2012 ist Bakel Walden als Bereichsleiter Programmstrategie SRF zuständig für Fragen der Programmnutzung, der Positionierung und Gestaltung des Angebots sowie der Performance der einzelnen Vektoren und Inhalte.

 


Fünf Kooperationsprojekte

Der neue Generaldirektor der SRG SSR, Gilles Marchand, präsentierte den Medienschaffenden in Bern am 6. Oktober 2017 konkrete Kooperationsprojekte, um die Zusammenarbeit insbesondere mit privaten Medienhäusern in mehreren Bereichen zu vertiefen.

Free-Shared-Content

Die SRG SSR bietet ab dem 6. Oktober 2017 privaten Medienhäusern gratis und einfach Videos im Bereich «News»zur Verwendung auf den eigenen Internet- und Social-Media-Plattformen an. Die Medienhäuser sind unter Beachtung der Nutzungsbedingungen frei in der Kommerzialisierung der Videos. Die Registrierung und der Bezug der Videos erfolgen über https://sharedcontent.srgssr.ch/

Radio-Nachrichten für Privatradios

Die SRG SSR schlägt eine unkomplizierte Übernahme der SRG-Radionachrichten durch interessierte Privatradios vor – am Morgen des 6. Oktobers 2017 wurde mit der UNIKOM, der Union nicht-kommerzorientierter Lokalradios eine entsprechende Vereinbarung abgeschlossen.

Swiss Player

Falls es einem Bedürfnis der Branche entspricht, ist die SRG bereit, ihre Technologie für den Betrieb eines White-Label-Players zur Verfügung zu stellen. Allenfalls ist man auch bereit, an einer anderen Branchenlösung mitzuwirken.

Kooperationen Medien-Innovation

Die SRG SSR fördert und sucht weitere Kooperationen im Bereich Medien-Innovation mit interessierten Hochschulen, Universitäten und privaten Medienunternehmen. Bereits heute wird mit der ETH sowie der EPFL zusammengearbeitet. Weitere Universitäten haben Interesse signalisiert.

Onlinemessungs-System

Die SRG wird sich im Bereich der Onlinemessung engagieren und zu einer Branchenlösung zwischen Verlegern, Radio- und TV-Anbietern beitragen.

2 Antworten zu “Ein neues Team an der Spitze der SRG”

  1. Rutishauser Mike sagt:

    Es geht hier konkret um wirklich unnötige Ausgaben zu kürzen.
    Meteo Schweiz SRG ist Heute viel zu aufgebläht und nebst zu vielen Mitarbeiter/innen kann man die sehr teuren Sendeminuten drastisch reduzieren.
    Eine jährliche Einsparung bis zu 25 Millionen sind sicher. Als hier ist ein grosses Einsparpotenzial.

  2. Gilles Marchand sagt:

    Besten Dank für Ihre Rückmeldung zur SRF-Sendung Meteo. Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, hat SRF aufgrund des definierten Sparvolumens nun bereits einige Sendungen eruiert, die ab 2019 nicht mehr (oder in reduzierter Form) ausgestrahlt werden. Meteo gehört hier nicht dazu.

    Mit besten Grüssen

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